Edition #1
Von einem Fremden zu einem anderen

Liebe Brüder, Schwestern, Freunde und Geliebte,

es ist heute etwas mehr als ein Jahr her, dass ich die große Ehre hatte das persönliche und intime Album „Windows in the Sky“ mit euch allen zu teilen. Ein Jahr, welches durch eine lange Periode voller Zweifel und tiefer Selbstprüfungen geprägt ist und in welchem ich vielleicht etwas verschwiegener war, als ich es sonst bin. Vielleicht sogar mehr in Gedanken versunken als sonst. Das ist ein Moment, der mir endlich erlaubt hat meinen Vater zu betrauern, aber der mich konsequent dazu brachte etwas mehr über die trügerische Bedeutung meiner eigenen Existenz nachzudenken und irgendwie, auch wenn es ein Klischee ist, nach all den Jahren, in denen ich Kummer und Verzweiflung in Geräuschen versteckt habe und langsam in die Ruhe der Stille eingetaucht bin, welche ich so lange verleugnet habe, wurde diese zu einer heilsamen Notwendigkeit für mich, auch wenn ich wusste, das etwas einsamer zu sein, wenn nicht sogar etwas unnahbar, dazu führen könnte, dass ihr euch Sorgen macht. Wenn dem so ist, dann tut es mir wirklich leid und ich bin für immer dankbar für eure Liebe mir gegenüber und eure Geduld mit mir.

Tatsächlich ist es durch die einzigartige und herzliche Verbindung, die wir über die Jahre zusammen errichtet haben, dass ich mich endlich entschieden habe das offene Tagebuch zum Leben zu erwecken, so wie ich es nach der Veröffentlichung von „Windows in the Sky“ versprochen habe. Ich weiß, dass ich euch lange warten lassen habe, mit all den vielen Fragen, die ihr mir gesendet habt, aber es war mir wichtig es zu tun, wenn ich bereit war es mit Freude zu tun, was ich jetzt aus vielen verschiedenen Gründen bin.

Um ehrlich zu sein, hatte ich mir die ursprüngliche Idee einen besonderen Blog über das Album mit viel Enthusiasmus vorgestellt, da ich über die Lieder schreiben könnte und einige Einblicke auf den Prozess und den gesamten Hintergrund, der zu dessen Erschaffung führte, geben könnte. Und nachdem ich gehört habe, wie Nick Cave so positiv von seinem eigenen „Gesprächs-„Blog gesprochen hat, meinte ich es ernst damit das Privileg zu haben euren Fragen zu beantworten und mit euch in einer direkteren Bewegung darüber zu sprechen was für mich immer noch ein konfliktreiches und paradoxes Album ist. Wie auch immer, der Enthusiasmus hat sich geändert, als „Windows in the Sky“ seine eigenen hohen Wellen geschlagen hat und zu einem Bestseller wurde… Ich machte mir Sorgen darüber, dass solch ein persönlicher Blog als Werbemittel genutzt werden könnte, um kommerzielle Zwecke zu unterstützen und ich wollte mich nicht in einer möglichen Verwendung für das Marketing gefangen sehen.

Ich musste ehrlich mit mir sein. War es ein Fehler dieses Album zu veröffentlichen? Konnte ich mir nicht eingestehen, dass ich Angst hatte? War es egoistisch anzuerkennen, dass ich mich nicht in der Lage sah mich den gleichen Geistern noch einmal zu stellen? War ich überhaupt emotional bereit oder überhaupt in der Lage es zu versuchen?

Deswegen hat das Interesse, welches so viele Leute an dem Album hatten, mich dazu gebracht einen Schritt zurück zu gehen. Ich musste festlegen wie sehr ich bereit war mich öffentlich zu enthüllen, wissend wie schwer es für mich war diese Lieder zu schreiben und wie viel schwerer sie zu veröffentlichen. Es hat mich darüber nachdenken lassen, wie fügsam ich sein würde diese Lieder anzunehmen und sie vor Menschen zu verkörpern, egal ob durch Konzerte oder Interviews, wie bereit ich war die isolierende Angst und die Panikattacken zu erfahren, welchen ich mich ständig stellen musste, als ich für Your Favorite Enemies auf der Bühne stand. Ich musste ehrlich mit mir sein. War es ein Fehler dieses Album zu veröffentlichen? Konnte ich mir nicht eingestehen, dass ich Angst hatte? War es egoistisch anzuerkennen, dass ich mich nicht in der Lage sah mich den gleichen Geistern noch einmal zu stellen? War ich überhaupt emotional bereit oder überhaupt in der Lage es zu versuchen? Ich habe darüber nachgedacht… Also habe ich es so gemacht wie immer seit über einem Jahrzehnt und mich vollständig verschlossen und alles blockiert was rein oder raus wollte. Wieder ein Sklave der Angst sich selbst mehr zu verlieren als bisher.

Die Zeit, die ich damit verbrachte über meine selbst auferlegt Reue und mein Selbstmitleid nachzudenken, hat mir erlaubt vollständig in die unglaublich bewegenden Nachrichten einzutauchen, die ihr mir gesendet habt. Nachrichten, in denen ihr so offen und ehrlich darüber geschrieben habt, wie bedeutend jedes Stück Schatten und jeder Schimmer des Lichts von „Windows in the Sky“ für euch war, wie es euch geholfen oder ermächtigt hat. Wie eure eigenen Worte definiert werden können:

„Lass los. Finde Frieden. Stell dich deinem eigenen Leid und Kummer. Vergib dir und/oder anderen. Steh vor deinem eigenen Spiegelbild, welches dich direkt anschaut. Schreie. Bete. Weine. Lächle und lache. Rufe einen alten Freund mitten in der Nacht an. Schaue denjenigen an, der direkt neben dir schläft bevor es Morgen wird und sei für ihn/sie dankbar. Frage dich, warum es schon so lange her ist, dass du die Chance genutzt hast „Ich liebe dich“ zu sagen oder die Zuneigung einer anderen Person willkommen zu heißen.“

Ich muss zugeben, dass jedes eurer Geständnisse und Geheimnisse mich tief bewegt hat, so sehr, dass es mir den Mut gab, den ich nicht hatte, um die Emotionen, die über die lyrischen und klanglichen Texturen des Albums hinausgehen, zu erkunden. Ihr habt mir den Mut gegeben mich weiter in einer Reise aus unbekanntem Geflüster und dem Unbekannten zu verlieren, in dessen bisher zeitlosen und unbeständigen Natur zu treiben ohne mich hinter irgendwelchen intellektuellen Rechtfertigungen zu verstecken, ohne alles zurückzuhalten, wie ich es sonst mache, um mich vor Verwirrung, Wut, Machtlosigkeit und Depressionen zu beschützen, so wie vor allen möglichen Augenblicken der Freude, des Friedens und der Gelassenheit. Ich muss vielleicht immer mit meinen eigenen Dämonen kämpfen, aber eure Nachrichten haben mir gezeigt, dass ich nicht der einzige bin, dass es in Ordnung ist ängstlich und verwirrt zu sein, aber am meisten, dass es Zeit ist das Leben zu erfassen für das was es ist.

Ich muss zugeben, dass jedes eurer Geständnisse und Geheimnisse mich tief bewegt hat, so sehr, dass es mir den Mut gab, den ich nicht hatte.

Zusätzlich zu euren Nachrichten und Geständnissen habe ich mich zu der Zeit der Veröffentlichung der Schallplatte von „Windows in the Sky“ dazu entschieden, dass ich persönliche Briefe an jeden schreiben würde, der das Album bestellt… und ich meine jeden. Also habe ich Tage damit verbracht intime und wahrscheinlich viel zu lange Nachrichten an Menschen zu schreiben; einige alte Freunde und treue Unterstützer von Your Favorite Enemies, andere welche die Musik über ihre Freunde entdeckt haben, viele Leute mit denen ich noch nie unter anderen Umständen gesprochen oder geschrieben habe. Jede Nachricht war eine Art von wertvoller Möglichkeit mich ohne irgendwelche Filter zu öffnen: es ging nicht darum als besonders, cool, geheimnisvoll oder etwas anderes angesehen zu werden, es ging nur darum etwas echtes, ehrliches und menschliches zu beginnen, wodurch eine Verbindung entstehen kann, die über das Reich der Wahrnehmung und Projektionen hinausgeht. Meine besten Freunde haben gedacht, dass es verrückt von mir sei solch eine riesige Unternehmung zu beginnen, aber ich habe großen Trost darin gefunden die Chance zu nutzen mich mit Menschen auf einem anderen Level zu verbinden, wissend dass ich als völlig seltsam angesehen werden könnte. Wenn ich zurückblicke war es das wahrscheinlich auch, ich schätze auf so vielen Ebenen!

Ich denke, dass mich das Schreiben dieser unzähligen Briefe dazu brachte ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, was es bedeutet lebendig zu sein, sich in einer gemeinschaftlichen Realität zu entwickeln anstatt zu versuchen sich um eine sogenannte Sicherheitszone zu drehen, die uns im Reich der oberflächlich interaktiven Verbindung festhält, perfekt definiert und umrissen von dem, was wir als unsere soziale Umgebung akzeptieren und zur gleichen Zeit weisen wir zurück was jede mögliche Gemeinschaft irgendwie so einzigartig, so erfüllend und so wunderbar macht. Auch wenn es empfindlich, zerbrechlich, komplex ist und nie wirklich einen Ersatz für unsere individuellen Glauben und Paradoxien leisten kann, jemand anderen eine Chance zu geben, uns selbst eine Chance zu geben, unserer Fähigkeit zu geben, zu erhalten, zu vertrauen, sich zu bewähren, zu lieben und im Gegenzug geliebt zu werden die Chance zu geben ohne wirklich zu wissen was es wirklich bedeutet oder beinhaltet… darum geht es wirklich… Das ist zumindest, was ich in meinem Leben herausgefunden habe, egal wir sehr ich über all die sozialen Medien verbunden bin, dass eine Unterbrechung zwischen den „anderen“ und mir langsam den Platz von dem eingenommen hat, was früher einfach und reich war. Einige Menschen haben mir gesagt, dass ein Grad der Trennung unausweichlich entsteht, wenn man eine öffentliche Person ist… Vielleicht, aber ich glaube dennoch an die Fähigkeit es anders zu entscheiden, so wie Nick Cave es kürzlich mit der „Conversations“ Tour bewiesen hat.

Ich interessiere mich nicht für das, was vielleicht wahr oder richtig ist, sondern nur für das was ehrlich und aufrichtig ist… ein Funke nach dem anderen.

Um dies zu tun habe ich mich für die ursprüngliche Idee eines Tagebuches entschieden, aber dafür es aus einer anderen Perspektive zu tun. Um es weniger zwanghaft zu machen, weniger organisiert, um es mehr zu einem offenen Tagebuch zu machen wo ich über „Windows in the Sky“ schreiben kann, dessen Lieder, dessen Texte und Klänge, aber auch über die besondere Natur, die hinter all dem liegt. Ich möchte eine aufrichtige Art von Format, welches mir erlaubt über Eindrücke und Empfindungen zu schreiben, die mich inspiriert haben, über Ereignisse nachzudenken, die mich dahin brachten, wo ich heute bin, welche die Person geformt haben zu der ich geworden bin, zu dem Künstler der ich bin und die Bedeutung der Kunst, die ich erschaffe. Mit anderen Worten, um über das Album nachzudenken, aber auch über das Leben voller Geräusche und Chaos, in welchem ich lebe, dass auf mich und alles was ich erschaffe abfärbt. All dies zusammen mit den Antworten auf die Fragen, die ihr mir schon geschickt habt und die, welche ihr vielleicht während dieser neuen, gemeinsamen Reise stellt.

Es trägt den Titel“ Von einem Fremden zum Anderen“, als ein Leitmotiv, um mich daran zu erinnern was für eine wunderbare Möglichkeit wir haben werden, um uns unter dem Licht von verschiedenen Themen und Austäuschen zu entdecken und neu zu entdecken. Ich kann nicht sagen wie viele Einträge dieses offene Tagebuch haben wird, wie kurz oder lang sie sein werden, noch wie oft ich schreiben werde und ob ich von den guten Absichten, die ich jetzt habe, zurückschrecken werde. Aber ich möchte, dass es die Spiegelung des Wesens ist, welches letztendlich die Verwirrung und Trauer in „Windows in the Sky“ verwandelt hat. Etwas das zu dem passt, was ich gerade mit euch geteilt habe, da ich mich nicht für das interessiere, was vielleicht wahr oder richtig ist, sondern nur für das was ehrlich und aufrichtig ist… ein Funke nach dem anderen.

Nochmal, vielen Dank, dass ihr mir das Geschenk eurer Freundschaft mit solcher Großzügigkeit anbietet, es bedeutet mir wirklich viel.

Immer mit viel Liebe,
AHF

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