Edition #3
Hoffnungsvolle Stärke in Zeiten von großen persönlichen und gemeinsamen Störungen finden

Ich wurde vor kurzem von neuen Freunden gefragt was meine Position und Perspektive zur Black Live Matters Bewegung und den globalen Aktionen für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung ist. Das bedeutet, dass ich nicht davon ausgehen kann, dass die Menschen wissen wie sehr ich mich schon immer aktiv für Menschenrechte eingesetzt habe – sei es als Frontmann von Your Favorite Enemies, durch meine Rolle als Sprecher für Amnesty International oder die vielen Aufmerksamkeits-Projekte an denen ich entweder teilgenommen haben oder die ich kuratiert oder organisiert habe.

Ich bin wirklich dankbar, dass ihr euch die Zeit genommen habt mich zu erreichen, da ich immer versucht habe nicht nur meine Überzeugungen und Weltansichten zu Ungerechtigkeit und Ungleichheit zu teilen, sondern Mitgefühl in Aktionen zu verwandeln, indem ich mich für die Notwendigkeit von sozialen Reformen und konkreten politischen Veränderungen einsetze. Für mich geht es um die Menschen. So war es schon immer. Deswegen war ich und bin ich noch Teil von vielen Menschenrechtsgruppen. Ich habe immer geglaubt, dass wir uns irgendwie in Richtung sozialer Gerechtigkeit und Gleichheit bewegen, auch wenn der Fortschritt manchmal unsichtbar scheint. Ich glaube an den Prozess. Aber die öffentliche Hinrichtung von George Floyd zu sehen, gab meiner normalerweise hoffnungsvollen und positiven Perspektive einen Schlag.

Um ehrlich zu sein, gelang es mir nicht meine Wut in Zaum zu halten, nachdem ich genug davon hatte zu sehen, wie einfach es jetzt ist ein menschliches Leben zu nehmen, wie abgestumpft wir einer Person gegenüber sein können, die verzweifelt um ihr Leben kämpft. Es hat mich zutiefst verstört, dass jemand darum bitten muss, dass er atmen darf. Es hat mich beunruhigt zu sehen, wie oft es neuerdings passiert, dass wir solch schreckliche Sichten von Misshandlung sehen, ich finde es unglaublich wie einfach Gewalt gegen die verletzlichsten aller Menschen verwendet werden kann. Wie ist das möglich? Wie können wir neue Wege finden, um noch monströser zu sein, als wir es uns vorstellen können? Ich war so schockiert davon, dass ich mich gelähmt gefühlt habe. Ich konnte fühlen, wie die Stimme von George Floyd in meiner Seele hallt, als wenn diese wirklich böse Szene zu viel für mich ist, unmöglich zu verarbeiten ist. Ich wurde von der Wut übermannt.

Es hat mich zutiefst verstört, dass jemand darum bitten muss, dass er atmen darf. Es hat mich beunruhigt zu sehen, wie oft es neuerdings passiert, dass wir solch schreckliche Sichten von Misshandlung sehen, ich finde es unglaublich wie einfach Gewalt gegen die verletzlichsten aller Menschen verwendet werden kann. Wie ist das möglich?

Normalerweise prangere ich das Unerträgliche, die Ungerechtigkeit schnell an, so wie ich andere dazu auffordere zu vergeben. Aber dieses Mal habe ich keinen Frieden und keine Liebe gespürt und ich musste mir einen Moment nehmen, um meine emotionale Trostlosigkeit zu reflektieren, bevor ich öffentlich über meine Gefühle spreche. Ich bin wieder zu Sinnen gekommen, als ich gesehen habe, wie die Menschen zusammenkamen, gemeinsam, friedlich handelnd, während sie nachdrücklich angesprochen haben was sofort gestoppt und umgewandelt werden muss. Ich war bewegt von Gemeinschaften, die zusammen gebeten, geweint, geschrien und ihre Hände gehalten habe. Ich war tief berührt von denjenigen, welche die Linie der “anderen Seite“ überschritten haben, um diejenigen zu umarmen, die eine Uniform tragen, welche jetzt die Brutalität und Unterdrückung symbolisiert, die wir nicht mehr tolerieren können. Bilder von Polizisten, die vor einer Menge unter Schmerzen gekniet haben, haben mich erhoben. Und wenn irgendetwas Gutes aus dieser Tragödie entstehen kann, dann ist es der Wunsch so vieler Menschen die Veränderung zu werden, die über ihren Frust und ihre Verzweiflung hinausgeht, um die sozialen Veränderungen zu verkörpern, die wir uns schon lange wünschen. Die gleichen Veränderungen, an die wir momentan kaum glauben. Die Lichter all dieser Leute inmitten solch einer tiefen Dunkelheit scheinen zu sehen, hat meine gebrochene Seele wirklich beruhigt… es hat mich daran erinnert, wie zerbrechlich der Glaube an ein besseres morgen sein kann…

Unterdrückung erschafft Machtlosigkeit und wenn man nichts mehr hat, um den Glauben an ein besseres morgen zu erhalten, ist die einzige Sache die bleibt die Hoffnungslosigkeit. Und Hoffnungslosigkeit hat die Fähigkeit alles zu zerstören, woran man geglaubt hat oder was man durch diesen Glauben erschaffen hat.

Deswegen bin ich froh, dass ich nichts in meiner Wut geschrieben habe, denn ich hätte es bereut. Ich glaube nicht an Gewalt. Ich bin laut der Obrigkeit in den „Nachbarschaften der verlorenen Fälle“ aufgewachsen. Ich habe meine gesamte Jugend in gewalttätigen Gangs verbracht und habe sowohl Wut und Hass verbreitet als auch erhalten. Ich kenne das Gefühl Schmerzen zu bereiten und die angstvolle Empfindung das Objekt der quälenden Wut eines anderen zu sein. Ich habe mir versprochen, dass ich die liebevolle Hingabe derjenigen ehre, die daran geglaubt haben, dass ich „gerettet“ werden könnte, als ich an nichts andere glaubte als das Leid, in welchem ich zu dieser Zeit gefangen war. Und was noch wichtiger war, ich wollte nicht das Produkt werden, welches ich versuche seit vielen Jahren zu verändern. Deswegen, auch wenn ich jede Art von Gewalt, die momentan auf der Welt stattfindet, abweise und verurteile, verstehe ich ihre Bedeutung, ihre Herkunft… Unterdrückung erschafft Machtlosigkeit und wenn man nichts mehr hat, um den Glauben an ein besseres morgen zu erhalten, ist die einzige Sache die bleibt die Hoffnungslosigkeit. Und Hoffnungslosigkeit hat die Fähigkeit alles zu zerstören, woran man geglaubt hat oder was man durch diesen Glauben erschaffen hat.

Ich hatte letzte Woche das Privileg mit vielen Freunden über die Situation zu sprechen. Freunde aus verschiedenen Sphären des Lebens, mit verschiedenen sozialen Hintergründen und mit verschiedenen Ansichten, mit anderen Künstlern, aber auch mit ehemaligen Kommilitonen, mit denen ich Sozialarbeit studiert habe. Ich bin wirklich gesegnet, dass ich diese Menschen um mich habe, da sie mich an das große Ganze erinnert haben, dass es, um das Böse zu entwurzeln, etwas Licht braucht, auch wenn es das kleinste Licht ist. Und dieses Licht liegt nicht in der Gewalt oder der Wut. Mitgefühl scheint wie eine schwache Art von Antwort auf Unterdrückung und Misshandlung, so wie Vergebung vielleicht nach Akzeptanz des Inakzeptablem aussieht… Um ehrlich zu sein bin ich damit immer im Konflikt… Aber wie meine Freunde mir richtigerweise gesagt haben, wenn es niemanden gibt, der am Morgen wieder aufbaut, was bedeuten dann die Schreie der anderen in der Nacht? So wie wir verzweifelt Schreien und Weinen müssen, gibt es zu viele hilflose Menschen, die nach denen suchen, wie mich , die eine Stimme, eine Plattform haben, um andere willkommen zu heißen und eine Ansicht zu teilen, um vielleicht an umwandelnden Gesprächen teilzunehmen, um jeden einzuladen, der nach jemandem sucht, mit dem er sich hinknien kann… Und wir alle brauchen die Unterstützung eines anderen, um das Gute wieder aufzubauen – und es gibt Gutes, auf das aufgebaut werden kann – und um neu zu definieren was nicht gut war und nie sein wird, sichergehend, dass solch etwas Böses, sei es in der form von Rassismus oder etwas anderem so verdorbenem, nie wieder auftaucht… 

Und wenn wir eine Sache aus der Vergangenheit lernen können, dann das Gewalt nie jemanden geheilt oder irgendwas für irgendjemanden erbaut hat. Also halte ich aktuell lieber an meiner umwandelnden Utopie fest, als eine unerbittliche Realität mit einem Stück meines eigenen Unglaubens und meiner Entmutigung zu nähren.

Die Wunden sind tief und ich weiß, dass nur die Idee in der Lage zu sein gemeinsam eine mögliche, zukünftige Heilung und einen Prozess der Wiederherstellung zu leiten momentan vielleicht höchstens wie eine utopische Ansicht scheint, aber ohne diesen aktiven Glauben an die kommende Gründung einer weltgemachten Gleichheit für alle bleibt nur Gewalt.. Und wenn wir eine Sache aus der Vergangenheit lernen können, dann das Gewalt nie jemanden geheilt oder irgendwas für irgendjemanden erbaut hat. Also halte ich aktuell lieber an meiner umwandelnden Utopie fest, als eine unerbittliche Realität mit einem Stück meines eigenen Unglaubens und meiner Entmutigung zu nähren. Ich möchte daran glauben, dass die Kinder von heute morgen nicht für ihre grundlegenden Rechte kämpfen müssen, sondern dass sie von anderen Möglichkeiten träumen können, um eine bessere Welt für alle zu erschaffen, durch das was wir ihnen beigebracht haben, während wir uns dem ewigen Schrecken, der durch Hass, Ungerechtigkeit und Hoffnungslosigkeit entsteht, stellen. Das ist meine Ansicht, so naiv wie sie vielleicht klingt, so ehrlich wie sie sein kann. 

Noch einmal vielen Dank, dass ihr mir schreibt wenn ihr Fragen habt und zögert nicht mir eure Ansicht mitzuteilen. Daraus bestehen Veränderungen, aus der menschlichen Gemeinshaft.

Alles Liebe,

-AHF

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