Edition #9
Eine Zeit der Restauration. Eine Zeit des Schlichtens.
Ich hoffe es geht euch gut, meine wertvollen Freunde, dass ihr während der Feiertage etwas physische und emotionale Ruhe hattet, dass ihr das Glück hattet bedeutungsvolle und inspirierende Momente mit euren Geliebten zu teilen, trotz des erschütternden Zustandes, in welchem sich die Welt befindet, dessen selbstzerstörerischer Zynismus immer schwieriger zu verstehen ist, während wir versuchen von deren verzweifelten Fatalism verschont zu bleiben. Das ist ein täglicher Kampf, dem wir uns alle stellen müssen, ein Grundzustand, an dem wir alle festhalten müssen, auch wenn wir uns hilflos und verzweifelt fühlen, auch wenn Optimismus wie eine lächerliche Illusion scheint, verglichen zu den schlechten Neuigkeiten, denen wir ständig ausgesetzt sind. Wenn wir uns so zerbrechlich und unvorbereitet fühlen, um weiterhin mehr aus dieser Dunkelheit zu machen, ist es ziemlich schwer zu lächeln oder sogar zu lachen. Es ist schwer daran zu glauben, dass ein Geflüster in diesen ständigen lauten Geräuschen, die momentan da sind, zu hören ist. Einsamkeit, wie auch immer sie sich zeigt, hat sich nie so unerträglich grausam angefühlt, wie sie sich momentan anfühlt. Dunkle Gedanken waren nie so hartnäckig. Die undenkbaren Lösungen waren nie so dauerhaft aufdringlich. Und was ein heftiger Widerstand gegen die Entmutigung und Hoffnungslosigkeit war, wurde nie so leicht geschwächt… Und trotzdem sind wir hier, nähren, wenn auch nur ein bisschen, unseren Glauben an einen besseren Morgen, glauben, aus welchen Gründen auch immer, dass es sich lohnt weiterhin zu kämpfen. Lebendig, trotz vielleicht der geringsten Chancen, die es gibt.
Ehrlichkeit ist nicht so rücksichtslos wie Illusionen es sein können.
Ich habe in den vergangenen Jahren viele Freunde verloren. Einige sind eine E-Mail davon entfernt wiedererweckt zu werden, andere haben einen Punkt ohne Rückkehr erreicht… Wenn ich etwas in 2020 gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass selbst der schlimmste Schaden nie dauerhaft ist – bis es unmöglich ist das wiederherzustellen, was für immer fort ist. Ich habe mich unglaublich glücklich gefühlt, dass wir in 2020 so viele verschiedene Momente teilen konnten. Sie haben mir eine aufschlussreiche Perspektive zur Bedeutung von Beziehungen eröffnet, während sie mir auch gezeigt haben wie wichtig mir meine Freunde und Geliebten sind, und wie glücklich ich bin, dass ich sie in meinem Leben habe. Sie alle sind auf ihre Art eine Zuflucht, eine lebendige Demonstration davon wie unbezahlbar ein einfacher Moment sein kann, eine Erinnerung daran, dass bei all den Dingen im Leben eine herzliche Umarmung die unglaubliche Fähigkeit hat viele emotionale Wunden zu heilen, selbst die ältesten und tiefsten Wunden. Bis die Zeit unsere Bewegung auf brutalste Weise anhält und uns erlaubt unser Ziel, so wie den Pfad, auf dem wir uns befinden, auszuwerten oder neu zu bewerten. Ehrlichkeit ist nicht so rücksichtslos wie Illusionen es sein können. Sie tut weh, aber sie führt zu Vergebung und Begnadigung, welche nicht nur heilend sind, sondern auch die Fähigkeit haben uns in etwas zu verwandeln, woran wir nicht mehr geglaubt haben, dass wir es je werden oder nie gedacht haben, dass es sich lohnen würde… Bis es nicht mehr nur um einen selbst geht.
Deswegen war 2020 in meinen Augen so anmutig. Ich hatte die wunderbare Chance so viele von euch unterwegs oder online zu treffen. Ich konnte persönlich und gemeinsam alle Arten von tiefen und befreienden Emotionen teilen, ich konnte Teil einer wirkungsvollen Stabilität sein, die ihr mir gezeigt habt, während ihr das „Licht“ bezeugt habt, welches ich in meinem eigenen Leben nicht mehr sehen oder wahrnehmen konnte. Ich sah wie Freundschaften, die wie dauerhaft zerbrochen schienen vollständig erneuert werden konnten. Ich habe meine Ängste wie immer gehandhabt. Ich habe meine Dunkelheiten bekämpft, so wie ich es immer mache. Aber wenn 2019 für mich ein Jahr der Wiedergeburt war, war 2020 ein Jahr der Wiederherstellung mit meiner Familie, meinen Freunden, meiner kreativen Vorstellung, meinen Partnerschaften und am meisten wer ich tief im Inneren bin. Nach einem lebenslangen Widerstand dagegen mich zu enthüllen und jede Art von emotionaler Intimität zurückzuweisen, habe ich mich in diesem Jahr ein wenig geöffnet, nicht nur in der Sicherheit meiner verschiedenen kreativen Unterfangen, aber im, wie ich es nenne, „echten Leben“. Jeder, der je Depressionen und Verzweiflung erlebt hat, weiß wie verwirrend es ist im hellen Licht zu leben, nachdem man gelernt hat sich in der Trostlosigkeit der eigenen Illusionen zu bewegen. Nachdem man Zeit in der Dunkelheit verbracht hat, scheint es unmöglich dem Wesen von dem was unsere Augen sehen können zu trauen, egal wie lang es her ist, egal wie glücklich wir seitdem geworden sind. Wiederherstellung ist keine Zauberpille. Für einige ist sie ein Prozess. Für mich ist sie ein Geschenk, das ich mir gebe, so wie ich es auch anderen gebe… zumindest habe ich mich entschieden das daraus zu machen.
Wieder ist das meine naive Perspektive auf die Welt, aber das ist meine persönliche Verpflichtung für 2021, auch wenn es Wunschdenken ist oder wenn es nach einem närrischen Unterfangen klingt.
Und dann traf mich plötzlich meine einsame Realität, während ich entsetzt zusah wie das Weiße Haus überfallen wurde, eine wirklich düstere Repräsentation davon wie geteilt die USA ist, davon wie einfach sich der Sarkasmus des Verzichts in eine abscheuliche Gewalt verwandeln kann. Es war eine Darstellung der menschlichen Natur in ihrer reinsten Form zusammen mit einer wirklich pessimistischen Perspektive auf die Zukunft der Welt. Und wir haben erst den 6. Tag von 2021. Wiederherstellung ist eindeutig keine Zauberpille… Aber wie Leonard Cohen es so prächtig in seinem Lied „Anthem“ ausdrückt, welches sich auf seinem Album namens „The Future“ von 1992 befindet:
Läutet die Glocken, die noch läuten können
Vergesst eure perfekte Vorstellung
Dort ist ein Riss, ein Riss in allem
So kommt das Licht hinein
Stimmt das nicht? Die Welt, so wie jeder einzelne von uns, der dessen Umfang definiert, tendiert dazu die Existenz eines möglichen Risses im System zu leugnen, um die Realität vor ihren eigenen Fehlern zu verdecken. Und so wie Cohens Worte perfekt die Macht der eigenen Grenzen verkörpern, glaube ich, dass es nur durch das Akzeptieren dieser allgemeinen Risse ist, dass das Licht die Notwendigkeit aller für Wiederherstellung enthüllt. So einfach es vielleicht auch aussieht, es ist diese Wiederherstellung, die uns bemerken lässt, dass es trotz all unserer unterschiedlichen und getrennten Wunden eine vergebende Versöhnung ist, die alle Rollläden weit öffnet, für jeden. Wieder ist das meine naive Perspektive auf die Welt, aber das ist meine persönliche Verpflichtung für 2021, auch wenn es Wunschdenken ist oder wenn es nach einem närrischen Unterfangen klingt. Ich weiß, wie sehr ich das Licht empfangen muss, welches ihr mir in 2020 gezeigt habt, indem ihr so offen zu mir wart. Und dieses Vertrauen in mich brachte mich dazu wieder bereit zu sein zu vertrauen, euch einzuladen, statt euch nur an der Tür zu begrüßen, um das zu erhalten was gegeben wird, egal wie verwirrend und unheimlich es sich für mich anfühlt geliebt zu werden. Ich konnte auch lernen wie man liebt, auf alle privaten und gemeinsamen Arten.
Ich weiß nicht was 2021 für mich oder jemanden von euch, meine geliebten Freunde, bereithält. Ich habe nicht viele Antworten, wenn ich überhaupt welche habe. Aber eine Sache ist sicher: Es gibt keinen besseren Ort für mich als bei euch, was auch immer das bedeutet, wie auch immer der Weg aussieht, welche Form er annimmt. Ich bin vielleicht gebrochen, aber ich kann repariert werden, ich weiß es… also lasst uns das Licht einladen und all die Wunder entdecken, die wir vielleicht in unseren dunklen Moment der Zweifel, Verzweiflung oder verblendeter Ambitionen verloren haben.
Alles Liebe,
Standing under bright lights
Alex