Visions Magazin – 16. Juni – Köln, Yard Club, ca. 200 Besucher*innen

PUBLIÉ INITIALEMENT DANS Visions Magazine (en allemand seulement)

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Alex Henry Foster ist eine Art kultureller Tausendsassa: Er ist nicht nur Musiker, sondern betätigt sich auch als Künstler und Autor, engagiert sich darüber hinaus seit Jahren gegen Diskrimi- nierung von Minderheiten und für Menschenrechte. So vielseitig bewandert wie der Mensch Foster ist auch der Musiker, was ins- besondere die Shows des Kanadiers eindrucksvoll unter Beweis stellen. So greifen musikalische Genreeinordnungen für das, was Foster und seine fünf Mistreiter*innen an diesem Donnerstag- abend auf der Bühne des Yard Club im Kölner Norden fabrizie- ren zu kurz. Am ehesten ließe sich noch Post-Rock als musikali- scher Überbau definieren, aber da ist viel mehr: droneartiges Ge- brumme, jazzige Perkussions- und Bläsereinsätze, shoegazige Soundwände, Prog-Jams, Synthesizerflächen und mittels Geigen- bogen erzeugte Gitarrenriffs greifen ineinander, stoßen sich ab und verlieren sich in Details, um am Ende doch wieder zu einer komplexen Einheit zu verschmelzen. Darüber singt, spricht, fleht und klagt Foster seine Zeilen über Depression, den Verlust seines Vaters und Verzweiflung, aber auch über Hoffnung, Liebe und das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels. Man kann nicht über eine Alex-Henry-Foster-Show sprechen, ohne auf die Nähe zwischen ihm und dem Publikum einzugehen: Foster ist kein Rockstar, der auf der Bühne steht und ein routiniertes Pro- gramm durchzieht. Er sucht stattdessen den Kontakt zum Publi- kum, führt nach der Show Gespräche am Merch-Stand und gibt sich als nahbarer Künstler. Umgekehrt spürt man die Loyalität und Hingabe, mit der das Publikum es ihm dankt. So trägt min- destens jeder zweite Gast ein Alex-Henry-Foster-Shirt – eine Quote, die sonst wohl nur Iron Maiden bei ihren Auftritten er- füllen. Am Ende der knapp zweistündigen Show gab es dann nur glückliche Gesichter zu sehen. Von Fans, die einem unvergess- lichen Auftritt beiwohnen durften, und einer Band, für die dieser Zuspruch eine Herzensangelegenheit ist.

ANSELM WARNECKE
11 août 2022
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